Die Geldquelle – Das Milliardengeschäft mit dem Wasser – ARD Doku

Sorina lebt mit ihren 6 Kindern in einem Slum in Manila. Die Cholera haben sie nur knapp ĂĽberlebt. Das verschmutzte Leitungswasser hatte sie infiziert. Mineralwasser in Flaschen kann sich Sorina nicht leisten. Manila, die Metropole der Philippinen, hat die staatliche Wasserversorgung privatisiert und internationale Konzerne ĂĽbernahmen das Wassergeschäft. Sie versprachen sauberes, billiges Wasser und neue AnschlĂĽsse — doch stattdessen explodierten die Preise und die Qualität sank. Nach UNO-Angaben mangelt es weltweit mehr als 1,1 Milliarden Menschen an sauberem Wasser, was zu mehr als drei Millionen Todesfällen im Jahr fĂĽhrt. Dieses Wasserchaos droht in Deutschland nicht. Aber auch hier verkaufen immer mehr Kommunen ihr Wasser an groĂźe private Wasserversorger. Zum Beispiel Berlin, das sich fĂĽr 1,7 Milliarden Euro die Hälfte seiner Wasserversorgung von den “global player” RWE und Veolia abkaufen lieĂź. Seit 2004 mĂĽssen die Berliner 15 Prozent mehr GebĂĽhren zahlen, in diesem Jahr kommen noch mal 5,4 Prozent dazu, denn RWE/Veolia wurde fĂĽr 29 Jahre eine Rendite von 8 Prozent pro Jahr garantiert. Auch in Buenos Aires hat die Privatisierung zu exorbitant steigenden Preisen gefĂĽhrt, genauso wie in Teilen Uruguays. Zwar ist dort in der Verfassung festgeschrieben, dass Trink- und Abwassersysteme ausschlieĂźlich öffentlich betrieben werden dĂĽrfen, doch Präsident TabarĂ© Vázquez sieht keinen Anlass, den europäischen Wasserkonsortien Aguas de la Costa ( = Suez aus Frankreich) zu kĂĽndigen. Seitdem die Wasserversorgung des KĂĽstenstreifens nördlich von der Touristenhochburg Punta del Este privatisiert wurde, stieg der Preis auf das 7 bis 16-fache des uruguayischen Durchschnitts und kostenlose Wasserstellen wurden abgeschafft. Dass vor allem die Franzosen eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der privaten Wasserversorgung innehaben, ist kein Zufall: Acht von zehn Franzosen beziehen ihr Wasser von einem privaten Anbieter. Auch in Frankreich ist das nicht unumstritten, denn nur drei Konzerne machen den größten Teil des Geschäftes. Ihr Vorgehen ist oft dubios: mangelnde Transparenz der Vertragsinhalte, saftige Preiserhöhungen und Monopolpraktiken. Die Gemeinden sind nicht in der Lage, die von den Privatunternehmen erstellten Rechnungen auf sachliche Richtigkeit zu prĂĽfen. Solche Missstände, die seit Jahren durch öffentliche Untersuchungen aufgedeckt wurden, zeigen zweifellos eine Form der strukturellen Korruption. Deswegen wächst in vielen Städten der Widerstand gegen den Ausverkauf des guten Wassers. Wasser ist zum Top-Thema der Globalisierungsdiskussion geworden. Trinkwasser muss in öffentlicher Kontrolle bleiben, fordern die Privatisierungsgegner. Wasserleitungen sind immer nur Einmal vorhanden, echte Marktwirtschaft könne es nicht geben, so die Kritiker. Deswegen sei hier die Monopolisierung vorprogrammiert. “Wasser ist Lebensgrundlage und nicht fĂĽrs Globalisierungmonopoly”. Doch Multis wie NestlĂ© oder Danone haben es längst geschafft, Europäer und Amerikaner “an die Flasche” zu bringen. Mineralwasser ist ein Boomprodukt. Statt billigeres Wasser aus dem Hahn trinken wir Deutschen allein mehr als 120 Liter Evian, Vittel oder etwa Gerolsteiner pro Jahr und bezahlen gerne das Hundertfache dafĂĽr. Flaschenwasser verspricht Jugend, Fitness und ist ein Produkt mit lukrativer Gewinnspanne, vor allem in den Schwellenländern, wo die Wasserversorgung den Menschen kein trinkbares Wasser zu liefern vermag. Die Dokumentation beleuchtet das Wasser-Geschäft, fragt nach den Akteuren, den Interessen und den Folgen fĂĽr die Kunden. Wenn es nach der Welthandelsorganisation ginge, dann wĂĽrde der Wassermarkt komplett liberalisiert und Wasser wäre eine Ware, vermarktet wie Computer oder Schokoriegel. Ein Film von Tilman Achtnich.

Quelle: ARD